Schädlingsbekämpfung im Wandel der Zeit

Mit der Entwicklung des Menschen haben sich auch die Schädlinge weiterentwickelt und mit der Überschneidung der Lebensräume begann die Geschichte der Schädlingsbekämpfung. Schon zu Beginn der Menschheit haben die Menschen ihre Vorräte gelagert und damit begannen erste Kontakte und Probleme mit Schädlingen. Im Laufe der Jahrtausende ist neben der Weltbevölkerung auch die Zahl des Schädlingsbefalls angestiegen und Menschen begannen sich schon vor mehr als nur 4000 Jahren mit ihnen auseinanderzusetzen. Schnell wurde klar, dass Schädlinge nicht nur lästig sind und Vorräte vernichten, sondern auch die Gesundheit des Menschen gefährden und somit wurden von Forschern und Gelehrten Empfehlungen ausgesprochen und Methoden beziehungsweise Mittel entwickelt, um die Schädlinge zu bekämpfen oder ihnen vorzubeugen. Wichtige Bevölkerungsgruppen, die für die Geschichte der Schädlingsbekämpfung ausschlaggebend waren, waren die Chinesen, Ägypter und Römer.

Genaue zeitliche Aufzeichnungen fehlen jedoch oftmals, doch von den Ägyptern ist beispielsweise bekannt, dass sie schon zu früher Zeit fähig waren, Vorräte und Ernten vor Schädlingen zu schützen. Die Beweise dafür sind vor allem in den Kammern der Pyramiden zu finden. Um sich außerdem gegen Schadnager zu schützen, bauten die Ägypter Mauern und Gräben, hielten sich natürliche Feinde (Katzen, Wiesel, Raubvögel, etc.) oder legten Feuer zur Ausräucherung der Gänge. Des Weiteren entwickelten sie eine der ersten Schlagfallen in Form eines Stellholzes und einem Köder, und benutzten Nieswurz, bittere Mandeln oder Bilsenkraut als Bekämpfungsmittel.

Die Römer hingegen schützten ihre Obstbäume zum Beispiel mit Leimringen vor schädlichen Insekten, diese Methode hat sich teilweise bis heute bewährt. Außerdem wurden römische und griechische Sklaven dazu ausgebildet, Ratten und Mäuse mit Fallen und durch erschlagen zu töten. Diese Sklaven waren die ersten ausgebildeten Kammerjäger in der Geschichte der Menschheit.

Auch im Mittelalter begann man, Ratten und Mäuse aus gesundheitlichen Gründen zu bekämpfen. Die Sage des „Rattenfängers aus Hameln” entstand ebenfalls in dieser Epoche.Bis heute ist dabei jedoch nicht sicher, ob es sich nur um eine Legende handelt oder ob die Sage aufgrund von wahren Begebenheiten entstanden ist.

 

Zeitleiste zur Entwicklung der Schädlingsbekämpfung:

2500 v.Chr.: Sumerer benutzen Schwefel zur Kontrolle von Insekten
1550 v.Chr.: erste Mittel zur Flohbekämpfung wurden entwickelt
1200 v.Chr.: Chinesen benutzen verschiedene Chemikalien, um lästige Insekten loszuwerden und Ameisen wurden gegen Raupen und Käfer auf Zitronenplantagen eingesetzt
750 v.Chr.: Asche von verbranntem Holz wurde von den Griechen als eine Art Insektenvergrämung über Ackerflächen verteilt
500 v.Chr.: Chinesen benutzten Quecksilber- und Arsenverbindung zur Kontrolle von Läusen
450 v.Chr.: Ägypter benutzen Fischnetze zum Schutz vor Mücken (Entstehung des Moskitonetzes) und die Griechen entwässern Sümpfe, um der Mückenplage entgegen zu wirken
300 v.Chr.: Römer entwickelten verschiedene Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen zum Schutz von Vorräten und Ernten
200 v.Chr.: Der römische Cato empfahl, Öl als Schädlingsbekämpfungsmittel einzusetzen
13 v.Chr.: Der erste rattensichere Getreideladen wurde von den Römern gebaut
70 n.Chr.: Schwefel wurde zusätzlich in Parfüms gemischt, um Mücken abzuwehren
1000 n.Chr.: Araber importieren räuberische Insekten zum Schutz der einheimischen Ernte
18. Jhd: Landwirtschaftliche Revolution sorgte dafür, dass die Benutzung von Schädlingsbekämpfungsmitteln weit verbreitet wurde und mit dem steigenden Welthandel wurden neue Pestizide entdeckt. Franz Ernst Brückmann erfand die erste mechanische Falle gegen verschiedenste Insekten (Holzboxen mit süßen Lockstoff und gefedertem Deckel) und Flohfallen (durchbohrte Zylinder als Halskette, die mit Blut oder Honig gefüllt waren).
1800: Landwirte bespritzen ihre Acker mit Bleiarsen, Kupferkalk, Kupfervitriol, Petroleum und Schwefelkalk
1833: Die Franzosen Prevost und Robertson empfahlen Kupfer- und Schwefelpräparate als ein wirksames Mittel gegen Schädlinge
1920: Das erste Laboratorium für Vorrats- und Speicherschädlinge wird in Deutschland gegründet
1921: Das erste Flugzeug zum Besprühen von Ackerfläche wurde in Betrieb genommen
1928: Professor Wilhelmi betonte die Wichtigkeit von Kammerjägern und prägte den Begriff „Schädlingsbekämpfer”, der den Begriff „Kammerjäger” ersetzte
1939: Der Beruf des Schädlingsbekämpfers ist allgemein bekannt und gebräuchlich
1962: Die erste Ultra-Violett-Lampe wurde zum Vernichten von Fluginsekten eingesetzt
2003: Der Beruf des Schädlingsbekämpfers wird als Ausbildungsberuf anerkannt

 

Die fortlaufende Entwicklung des Menschen und dessen Geschichte zeigen, dass der Mensch sich stets bemüht hat, seine Vorräte zur Sicherung der Ernährung und die eigene Gesundheit zu schützen und sich dadurch die Methoden der Schädlingsbekämpfung und der Beruf des Schädlingsbekämpfers durch wachsende Erfahrungen stets ausweiteten und fortschritten. Im Laufe der Geschichte haben sich aus den Begriffen Rattenfänger und Kammerjäger der Begriff Schädlingsbekämpfer und ein moderner, vielfältiger und unabdingbarer Beruf entwickelt. Hat man anfangs jedoch noch überwiegend mechanische und auch chemische Bekämpfungsmittel benutzt, so legen heute viele Schädlingsbekämpfer ihren Schwerpunkt auf biologische und ökologische Mittel, um Umwelt, Mensch und Tier so wenig wie möglich zu belasten. Dabei wird sich als Ziel gesetzt, für jeden Einzelfall eine optimale, ökologische Lösung zu finden, was oft als Integrierte Schädlingsbekämpfung (Integrated Pest Management = IPM) bezeichnet wird.